Am 12.01.2023 haben wir (S1-Theaterkurs mit seine Lehrerin Frau Iordanidou) die Aufführung „Du blöde Finsternis!“ im Jungen Schauspielhaus besucht. Im Anschluss zur Aufführung hatten wir die Möglichkeit bei einem Nachgespräch, uns mit dem Ensemble auszutauschen und Fragen zu stellen. Das Stück war sehr warmherzig und optimistisch und der Theaterbesuch eine eine tolle Erfahrung insgesamt. Wir bedanken uns bei Frau Dr. Knauer und das Kulturforum 21 sehr herzlich für die Kostenübernahme dieses Besuches! Die Schülerinnen Nina Luisa Quast und Anne Röbcker haben dazu eine Rezension verfasst:
- Text: Id, Bilder: Id, Frederike R., Rezension: Anne R., Nina Luisa Q.
Rezension „Du blöde Finsternis“
„Brightline, Hallo. Hier ist jemand mit dem Sie reden können…“
Die Welt ist ein Chaos. Man geht nur noch in weitem Mantel und Gasmaske nach draußen, dunkle Schnipsel fliegen in der Luft herum, Straßen brechen ein, der Strom fällt aus und Firmen werden geschlossen.
In einem kleinen, heruntergekommenen Büro mit vier Tischen, Stühlen, einer Küche und einem gut gefüllten Aktenschrank sind jeden Dienstag vier Mitarbeiter einer Sorgentelefon-hotline erreichbar. Die schwangere Frances (Christine Ochsenhofer), im doppelten Sinne Mutter, leitet die Hotline. Sie ist immer freundlich, stets um das Wohlbefinden aller bemüht und gibt Tipps und Hilfe wo sie nur kann. Wenn es noch welche gibt, bringt sie Donuts mit und versüßt den anderen ein wenig den Arbeitstag. Jon (Hermann Book), der sich vor Frances ́ Fürsorglichkeit und Berührungen hütet, bringt jeden Tag seine Posaune mit ins Büro aus Angst, sie könnte geklaut werden. Er ist ein ruhiger Mensch und verkörpert die Vaterfigur, indem er allen mit Rat und vereinzelt auch Tat zur Seite steht. Angie (Alicja Rosinski) ist jetzt seit sechs Monaten dabei und belebt mit ihrer Energie nicht nur ihre Telefonate, sondern auch ihre Kollegen. Sie erzählt gerne von ihrem Hund Sandy und möchte das Beste für alle ihre Mitmenschen. Der schüchterne Joey (Nico-Alexander Wilhelm) hat gerade erst angefangen, bei Brightline zu arbeiten und stolpert noch ein wenig unbeholfen durch Büro und die Telefonate. Er ist 17, damit der Jüngste und geht noch zur Schule. Neben seinem früheren Hobby, dem Singen, interessiert er sich für Comics und zeichnet gerne.
„Du blöde Finsternis!“ erzählt – mal traurig, mal lustig – von einer apokalyptischen Welt und das so realitätsnah wie nur möglich. Der Name Brightline ist perfekt gewählt, da er Hoffnung gibt, wo doch alles andere so dunkel und hoffnungslos scheint. So wie die Brightline-Mitarbeiter ihren Anrufern neue Zuversicht in auswegloser Lage schenken – und sich gegenseitig natürlich auch. Denn sie selbst sind ebenfalls von alltäglichen Problemen geplagt, vielen im Publikum im Übrigen bekannt sein dürften: Ehekrisen, Einsamkeit, unglückliche Beziehungen, eine jedenfalls nur zu einem gewissen Teil gewollte Schwangerschaft… Was die vier letztendlich vereint, ist wohl der Wille, sich von Gefühlen der Perspektivlosigkeit und den Gedanken an die ungewisse Zukunft ebenso wenig erschlagen zu lassen wie von der zur Hälfte einstürzenden Bürodecke. Oder einer 16-jährigen Anruferin, der bedauerlicherweise nicht mehr geholfen werden kann. Und so zieht es auch Angie trotz dieser traumatischen Erfahrung schließlich wieder zu Brightline zurück, auch wenn der Weg in das Büro durch das nun vorherrschende Ausmaß an Zerstörung mittlerweile recht beschwerlich geworden ist. Das Stück endet im Folgenden im Kerzenschein mit einer festen Umarmung der Brightline-Mannschaft, die nun endlich wieder vollzählig ist.
„Du blöde Finsternis“ beschert einen gelungenen Theaterabend und scheint die Zuschauenden mit dem Gefühl entlassen zu wollen, sie müssten die Hoffnung nicht in der Zukunft suchen und stattdessen in sich selbst finden. Sodass am Ende nicht im Licht am Ende des Tunnels die Zuversicht schlummert, sondern die eigene Strahlkraft die „blöde Finsternis“ erhellt.
