Nachruf

Die Sankt-Ansgar-Schule trauert um

Herrn Christian Radtke

*18.11.1959 (Leer) † 19.11.2020 (Hamburg)

Viel zu früh verstarb unser bei Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrenden beliebter und kompetenter Kollege Christian Radtke nach jahrelangem, mutigen Ringen mit schwerer Krankheit. Seit dem 1. März 1988 unterrichtete er Deutsch, Deutsch als Fremdsprache und Französisch an unserem Gymnasium, nachdem er vorübergehend am Gymnasium Schenefeld und an der Sprachschule Inlingua tätig gewesen war. Nach seinem mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossenen Deutsch- und Französischstudium und dem 1986 abgelegten Zweiten Staatsexamen hatte Christian Radtke noch ein Zusatzstudium „Lehrer für Schüler verschiedener Muttersprachen“ an der Universität Hamburg absolviert. Von 2007 bis 2012 unterrichtete er als Bundesprogrammlehrkraft an der Deutschen Schule Santa Ursula Lima in Peru.

Es war dein Interesse am Deutschen als Fremdsprache und dein Engagement in der Vermittlung deiner geliebten Muttersprache an Nicht-Muttersprachler, die uns einander näherbrachten, als ich 1989 an die Sankt-Ansgar-Schule kam. Dir waren alle Kinder und Jugendlichen wichtig und ein besonderes Anliegen war dir die Hilfe für diejenigen, die das Deutsche noch nicht gut genug beherrschten. Selbst nachdem du, schon erkrankt, aus Peru zurückgekehrt warst, bliebst du dem deutschen Auslandsschulwesen verbunden, indem du als Korrektor für das Deutsche Sprachdiplom II gearbeitet hast. Obwohl du immer wieder deine Unterrichtstätigkeit für langwierige belastende Behandlungen unterbrechen musstest, bliebst du ein stets ausgeglichener und positiver Mensch, der nicht einmal seine Freunde aus der Abaton-Runde mit seinem Leiden belasten wollte. Der Kontakt mit Schülerinnen und Schülern wie mit Kolleginnen und Kollegen war dir so wichtig, dass du, sobald es dein Gesundheitszustand gerade zuließ, in die Schule zurückkehrtest. Du warst ein geschätzter Gesprächspartner, belesen und kulturell vielfältig interessiert, immer auf der Suche nach geistiger Anregung. So hast du noch in den letzten Jahren ein Zusatzstudium Lateinamerikastudien in Berlin begonnen. Deiner, auch von mir geteilten Liebe zu Frankreich verdankt unsere Schule zahllose Sprachreisen nach Paris und dir gelang das Kunststück, eine bezahlbare Unterkunft im Marais, im Herzen der Seinemetropole zu finden. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du deinen Platz im kleinen Lehrerzimmer nicht mehr einnehmen wirst. Ich kann nur darauf vertrauen, dass wir uns in einer besseren, schmerzfreien Welt wiedersehen werden.

Wir verlieren mit Christian Radtke nicht bloß einen guten Lehrer, sondern einen besonderen Menschen, dessen Ruhe, Souveränität und Zugewandtheit einen wahren Philanthropen auszeichneten. Wir beten für ihn, wir vermissen ihn und fühlen mit Theofila, seiner Frau.

  • 23.11.20 Text: Andreas Goletz-de Ruffray