Berlin – eine Herausforderung!

Ein Leben im Grünen mit Familie in einem Einfamilienhaus und freie Reisen nach Brasilien oder in die Vereinigten Staaten von Amerika – dies waren Wünsche Ostberliner Schülerinnen und Schüler für das Jahr 2010, geschrieben in der 9. Klasse wenige Jahre vor der Wende 1985. Zumindest der Wunsch nach Freiheit konnte sich durch die friedliche Revolution von 1989 verwirklichen.

Wie eingeschränkt das Leben der Bürgerinnen und Bürger der DDR war, offenbarte sich den Schülerinnen und Schülern des 6. Profils eindrucksvoll an vielen Punkten unserer Reise in die Hauptstadt.

An fünf Tagen bot sich auf der Reise eine spannende Mischung zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft unseres Landes, welche auf die politische und zeitgeschichtliche Bildung der kommenden Generationen angewiesen ist. Herausforderungen zeigen sich beispielsweise im aufstrebenden Populismus, in der Gerechtigkeitsdebatte und im Klimawandel.

Gerade das „Zeitalter alternativer Fakten“ ist erschreckend, wenn man die Auswirkungen in der deutschen Geschichte betrachtet. Im Haus der Geschichte reichte ein Blick auf die Mangelwirtschaft der DDR und die Vertuschung, welche im Zentralorgan der SED „Neues Deutschland“ und anderen gleichgeschalteten Medien betrieben wurde. Wer Widerstand leistete, wurde von den Organen des MfS derart eingeschüchtert, dass ein normales Leben oft nicht mehr möglich war. Mit psychischer Folter beispielsweise in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen entlockten die Stasi-Offiziere den Häftlingen die Informationen, die sie zur Verfolgung der Gegner ihres Unrechtsstaates benötigten.

Auch ein Verlassen der DDR war durch die innerdeutsche Grenze nicht ohne Weiteres möglich. Diese Grenze riss aber – insbesondere in Berlin – Familien und Gemeinden für mehrere Jahrzehnte auseinander. Die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße erinnert an die bauliche Ausführung der Grenze, die von der DDR-Staatsführung umdeutend als antifaschistischer Schutzwall bezeichnet wurde.

Doch die aktuelle Tagespolitik ist nicht weniger spannend: Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph de Vries diskutierten die Schülerinnen und Schüler auf Basis ihrer Kenntnisse die Ansichten zu Artikel 13 (EU-Urheberrechtsreform) und dem Tragen von Kopftüchern an deutschen Schulen. Im Paul-Löbe-Haus und im Reichstagsgebäude bot sich ein interessanter Einblick in die Arbeit des Deutschen Bundestages.

Wenn es um die Zukunft unseres Landes geht, so sind auch Sicherheitsfragen entscheidend. Im Bundesverteidigungsministerium wurden die aktuellen Krisen und Einsätze der Bundeswehr debattiert, zugleich wurden alternative Karrierewege vorgestellt, für die es starker Disziplin bedarf. „Unsere Sicherheit kommt eben nicht aus der Steckdose“, wie Fregattenkapitän Jörg Nackmayer treffend betonte.

Aber auch abseits von politischer Vergangenheit und Gegenwart hat unsere Hauptstadt viel zu bieten. Sich selbst als „arm, aber sexy“ bezeichnend, bietet Berlin Einblicke in viele Lebenswelten und -entwürfe. Die Studienfahrt hat sich für alle gelohnt und schafft die Möglichkeit, neue Perspektiven in die Fächer PGW und Geschichte einfließen zu lassen.

13.09.19 Text: Ber, Bild: Roman Fürtig