Der Kapitän geht von Bord

Ein erfahrener Schulleiter verlässt die Sankt-Ansgar-Schule.  Erst die Gäste machen eine Feier zu einem bedeutsamen Ereignis. Zur Verabschiedung Friedrich Rainer Stolzes, der die Sankt-Ansgar-Schule seit zehn Jahren leitete, waren der Schule verbundene Mitglieder des Jesuitenordens aus ganz Deutschland angereist, waren der Schuldezernent des Katholischen Schulamts, Schulleiter der Hamburger Katholischen Schulen, zahlreiche Schüler- und Elternvertreter, das Kollegium und viele Freunde und Förderer der Schule gekommen. Auch in den Reden und Grußworten zeigte sich, dass hier nicht irgendein Direktor verabschiedet wurde, sondern ein seit Jahrzehnten zur Schulgemeinschaft gehörender Lehrer und Leiter, der nicht nur sein „Geschäft“ zunächst als langjähriger Stellvertreter und dann als Schulleiter „von der Pike auf gelernt“ hatte, wie der aktuelle Stellvertreter und nun kommissarische Schulleiter Günter Stern zur Begrüßung bemerkte, sondern ein Mensch, der Schülerinnen und Schülern, Eltern, Kollegen und allen Mitarbeitern immer mit konzentrierter Zuwendung und besonderer Wertschätzung begegnete.

Schuldezernent Erhard Porten verwies darauf, dass Stolze die Sankt-Ansgar-Schule nach zwei Kurzzeitschulleitern durch schwierige Zeiten ständiger Reformen ruhig und sicher geführt hatte. Für die Schulleiter sprach der Ansgar-Alumni Klaus Pax, der sich an Stolzes Deutschunterricht zu Heinrich Manns ‚Untertan‘ erinnerte und darauf verwies, wie wichtig die Vermittlung von Werten auch im Fachunterricht sei.

Stellvertretend für das Kollegium betonte Hans-Joachim Klumpart, wie sehr der Mensch für Herrn Stolze im Vordergrund gestanden habe und wie wichtig es ihm gewesen sei, Menschen für andere auszubilden und zu erziehen. Hierzu passte auch Stolzes Auffassung von transparenter Leitung im Team.

Eine Schülersprecherin rief den Lehrer Stolze ins Gedächtnis, der „anders“ gewesen sei als der Schulleiter, ein Schülersprecher dachte gerade gern an die ruhige Konsequenz des Schulleiters zurück, der ihm als schwierigem Mittelstufenschüler so besonders geholfen habe.

Dankbar blickte auch der Elternvertreter Herr Ganschow auf die fruchtbare Zusammenarbeit mit diesem Schulleiter zurück und temperamentvoll mahnte die Elternvertreterin Frau Spohrer an, dass die auf einem guten Kurs kreuzende Schule trotz aller Fähigkeit des Kollegiums zur inneren Führung baldigst einen neuen Kapitän brauche.

In einem Grußwort erinnerte Pater Klaus Mertes SJ, Leiter des Kollegs St. Blasien und ehemaliger Leiter des Canisius-Kollegs in Berlin an die Einbindung der Sankt-Ansgar-Schule in das weltweite Netz der Jesuitenschulen und die Orientierung an der ignatianischen Pädagogik, die Herrn Stolze besonders am Herzen lag. Hierzu gehöre die Sorge um jeden einzelnen, cura personalis, und die Erfahrung der Würde jedes Menschen als Geschöpf. Ignatianische Pädagogik dürfe aber nicht ein wenig „Sahne auf dem Kuchen“ des Profils einer Schule sein, sondern müsse die Schulgemeinschaft zum „Sauerteig“ machen, der in die Gesellschaft hinein wirken kann.

Musikalisch gerahmt wurde die Verabschiedung durch die heute besonders konzentriert und inspiriert spielende, von Raimund Joppich mitreißend geleitete Big Band, deren Soli von den Zuhörern begeistert beklatscht wurden.

Andreas Goletz de Ruffray | Knud Kamphues (Fotos)